Ausstellung Amanda Knapp – „Bücher + Türen = dasselbe“

Erschienen in der Schwäbischen Zeitung:

Kopf, Material und Hände als Einheit – Die Bildhauerin Amanda Knapp aus Allmannsweiler stellt beim Kunstkreis 84 Riedlingen aus

Der Kunstkreis 84 Riedlingen schenkt der Bildhauerin Amanda Knapp aus Allmannsweiler Gelegenheit zur Ausstellung. Sie nennt sie „Bücher + Türen = dasselbe“ und erklärt, was es damit auf sich hat: die Konfrontation mit dem geschlossenen Buch oder der Tür. Bei beidem wisse man nicht, was sich dahinter verberge. „Erst, wenn wir das Buch gelesen haben, die Tür durchschritten ist, sehen wir, was dahintersteckt“, erläutert die Künstlerin.

Vielfältig sind die Werke, die sie im Kaplaneihaus in Riedlingen zeigt, vielfältig auch die Materialien, mit denen sie arbeitet: Stahl, Bronze, Stein, Beton, Holz und Holzfaserplatten, dazu Bücher, die sie aufwendig umgestaltet. Zum „Stadtgespräch“ etwa, einem Objekt, das sie temperamentvoll erklärt, auf die Ecke der „Pubertierenden“ im bunten Outfit hinweist, der Liebenden, deren Zungen sich nahekommen, den Stoischen, die schweigen. Jede der Zigtausend Buchseiten hat sie einzeln eingefärbt, sagt Amanda Knapp, und: Für eine Seite benötigt sie zwölf Minuten. Chargierend die Farben weiterer Buch-Objekte, nachdem sie mit dem Skalpell „filetiert“ worden sind, von den Buchdeckeln befreit und zugeschnitten.

„Blühende Fantasien“ nennt sie ein weiteres Kunstwerk, hinter dem man eine Blüte erahnen könnte und wozu sie den Rahmen einer ausgedienten Trommel verwendet hat. Mehr verrät sie nicht.
Im selben Raum stehen – aus Mahagoniholz geschnitzt, mit Lederbändern umschlungen – zwei Bücher. „Verborgene Worte“ stellt die Künstlerin dieses Werk vor. Gesammelte Geschichten unseres Lebens? Zwei Menschen, die sich nichts mehr zu sagen haben oder sich verstehen, ohne sich äußern zu müssen? Die Interpretation bleibt dem Betrachter selber überlassen.

Von jedem ihrer Werke habe sie von Anfang an eine genaue Vorstellung, sagt Amanda Knapp. Sie wähle entsprechendes Material und setze es dann genauso um. Kopf, Material und die Hände seien dabei eine Einheit.

Dies gilt auch für die verschiedenen Tür-Objekte, wie jenes aus Bronze: eine Tür in Tür, in Tür. Sie laden ein, zumindest mit Blicken, ins Innere zu gehen, „ziehen“ geradezu an oder wirken abweisend. Dann gibt es die „Endlos-Türen“. Hier spielt die Künstlerin mit Materialien, verwendete auch einmal einen Bronzelack. Aus Honigbeton sind die „Türnados“, Drehtüren, die durcheinandergewirbelt werden können, wie bei einem Tornado. Eine rote Pforte ist gebeizt und gewachst. „Geht nicht, gibt’s nicht“, unterstreicht Amanda Knapp ihren Ehrgeiz, alles umzusetzen, was sie sich künstlerisch ausgedacht hat. Wie bei den beiden „Intelligenzen“ aus Buchenschnittholz, er im Längsschnitt, sie quer. Er verschlossen im Blick, sie offen und freundlich. Diese Arbeit war eine Herausforderung, gesteht die Bildhauerin.

Auf eine weitere Leidenschaft weisen andere Arbeiten hin, Gedichte, die buchstäblich aus dem Rahmen gefallen und viel früher entstanden sind, als die bildhauerischen Arbeiten. Der Vernunft gehorchend, erlernte sie einen kaufmännischen Beruf, obwohl sie sich schon als Jugendliche der Kunst hingezogen fühlte. Nach Jahren in München, wo sie 1997 einen ersten Bildhauerkurs belegte, kehrte sie ins heimatliche Oberschwaben zurück und absolvierte nach Workshops im In- und Ausland ein Bildhauerstudium in der Atelier-Schule des Bildhauers Axel F. Otterbach in Bad-Waldsee-Osterhofen. Für das Jahr 2015 hält sie fest: „Die Kunst beginnt zu leben“. Heute lebt sie mit ihrem Mann in Allmannsweiler, der ihr dort eine „zwölf Quadratmeter große Garage“ als Atelier überlassen hat. „Jedes Stück ist ein Unikat“, betont Amanda Knapp und „von Hand gemacht“. Sie arbeitet in Zyklen. Ist einer abgeschlossen, wird „gehirnt“ und Neues entwickelt. Mit dem jetzt aktuell zu sehenden hat sie sich drei Jahre lang befasst.

Die Riedlinger Kunsthistorikerin Ingeborg Maria Buck wird bei der Vernissage am Donnerstag, 15. Juni, 19 Uhr, die Laudatio halten, umrahmt von Gitarren-Klängen, gespielt von Heidi Schiller, Claire Traub und Lina Kristen, Lehrerin und Schülerinnen an der Conrad Graf-Musikschule.

Amanda Knapp und Ingeborg Maria Buck

Die Ausstellung „Bücher + Türen = dasselbe“ im Kaplaneihaus in Riedlingen ist vom 16. Juni bis 9. Juli freitags und samstags von 15 bis 17 Uhr und sonntags von 14 bis 17 Uhr zu sehen. Sonntags wird die Künstlerin jeweils vor Ort sein.

Waltraud Wolf

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