Elke Stietzel: Beflügelt
Großer Bahnhof war dem Kunstkreis 84 Riedlingen beschert. Anlass war die Eröffnung der Ausstellung „Beflügelt“ von Elke Stietzel im Kaplaneihaus.
Riedlingen – Landrat Mario Glaser nutzte sein Grußwort bei der Vernissage, die Bedeutung von Kunst und Kultur im Landkreis Biberach zu würdigen und hob an dieser Stelle die Arbeit des Kunstkreises 84 Riedlingen hervor. Durch unermüdliches Engagement und echte Leidenschaft für künstlerischen Ausdruck hätten die Mitglieder ein kulturelles Zentrum geschaffen, das als Anlaufstelle für kreative Köpfe und Kunst- und Kulturinteressierte diene. Glaser unterstrich seine Freude an der Existenz eines Literaturkreises, zumal auch er in einem solchen aktiv sei. Durch die Vielfalt seiner Initiativen trage der Kunstkreis 84 entscheidend zum kulturellen Leben in Riedlingen und Umgebung bei. Er verbinde Kreativität mit Gemeinschaft und ermögliche es, Kunst für jede und jeden erlebbar zu machen.
Zur ausstellenden Künstlerin Elke Stietzel stellte er fest: Sie bringe im Kaplaneihaus nicht nur visuelle Pracht, sondern auch geistige Anregung in die Räumlichkeiten und empfahl, sich auf die Geschichten und die Poesie einzulassen, die in jedem ihrer Werke verborgen liege.
Davor war Kunstkreisvorsitzender Berthold Müller auf den persönlichen und künstlerischen Lebenslauf von Elke Stietzel und die aktuelle Ausstellung eingegangen. Der Titel „Beflügelt“ weise auf Leichtigkeit und Aufbruch hin, Bewegung und Inspiration, das Entdecken neuer Perspektiven. Elke Stietzel verwandle den Ausstellungsort in einen Raum der Begegnung zwischen Malerei, Plastik und Text. Sie präsentiere drei Ausdrucksformen, die sich in ihrer Kunst durchdringen und gegenseitig verstärken. Die Künstlerin zeige mit der Ausstellung eine neue Seite ihres Schaffens. Ihre Arbeiten öffneten Freiräume für eigene Gedanken und Empfindungen.
Bernd Lippmann, Ehemann der Künstlerin, erläuterte die Konzeption der Ausstellung. Aufgrund der räumlichen Vorgaben im Kaplaneihaus habe sich Elke Stietzel entschieden, mehrere Themenbereiche ihres Schaffens zu zeigen. So gehe es in einem Raum um Menschen in Bewegung. Tanz und dessen Dynamik leitend. Klar identifizierte reale Körper verlören sich durch die Mittel der Fläche und der Linien im Ungewissen und erhielten einen expressiven Charakter. Dann finden sich aber auch sanfte in Pastell gehaltene Darstellungen weiblicher Körper, besonders ihm gehöre ihr künstlerisches Interesse. Die von ihr dargestellten Alltagsszenen ließen Situationskomik erkennen, führten zu Kommunikation zwischen Bild und Betrachter. Zu den von Elke Stietzel beigefügten Texten sagte Lippmann, sie sollten keine Vorgabe sein, sondern stünden in Korrespondenz mit den Bildern und dienten der Künstlerin eher als eine Selbstvergewisserung über das eigene künstlerische Tun. Bei „Vincent träumt“ fasse das angefügte Gedicht Emotionen in Worte.
Die Bilder der letzten zwei bis drei Jahre erweckten zuweilen einen surrealen Eindruck. Sie befassten sich mit großen Themen unserer Zeit, Veränderungen und Vergänglichkeit. Lippmann wollte die Bilder aber nicht apokalyptisch gedeutet wissen. Nicht Alarmismus, eher Ruhe und Nachdenklichkeit strahlten sie aus und in den Ornamenten finde der Optimismus seinen Widerhall. Als „betörend schön“ schilderte Lippmann die Tänzerin Florentina aus Rumänien als ein Beispiel ihrer – von vielen geschätzten – Porträts. Schließlich stellte der Laudator noch die Plastiken als eine wichtige künstlerische Ausdrucksmöglichkeit Elke Stietzels vor, bei denen immer wieder Engelsdarstellungen auffielen.
Auf Engel als „Himmelsboten“ ging Stefan Meißner, ein Freund des Ehepaares, ein. Er hatte zuvor Gedanken Elke Stietzels anhand des Bildes auf der Einladungskarte zum Thema Metamorphose vermittelt und war es auch, der mit einem ihrer der Ausstellung angefügten Gedichte endete.
Musikalisch umrahmt wurde die Vernissage der 40. Einzelausstellung von Elke Stietzel mit swingenden Klängen, gesungen von Arturo Mendez aus Bad Saulgau, der Stadt, in der Elke Stietzel einst lebte, was auch Bürgermeister Raphael Osmakowski-Miller zu der Ausstellung nach Riedlingen führte. Begrüßen konnte Kunstkreisvorsitzender Berthold Müller bei der Vernissage zudem zwei Ehrenbürger der Stadt: Alt-Landrat Wilfried Steuer mit seiner Frau Lisa und Alt-Bürgermeister Hans Petermann, die sich in die Reihen der vielen Kunstinteressierten gesellt hatten.

Viele Kunstinteressierte waren zu der Vernissage gekommen. In der ersten Reihe saßen (von links) Stefan Meißner, Kunstkreisvorsitzender Berthold Müller, Bernd Lippmann, die Künstlerin Elke Stietzel, Landrat Mario Glaser und Vincent, der Sohn der Künstlerin, dahinter Alt-Landrat Wilfried Steuer und seine Frau Lisa. Foto: Waltraud Wolf
Von Waltraud Wolf, erschienen in der SZ Riedlingen am Freitag, 17. Oktober 2025